Unerschütterlich unabhängig bleiben, statt "lieb" zu sein -
- Stella

- 18. Juni
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 1. Juli
Unabhängig von Ergebnissen und Umständen
Und da war sie. Versteckt in einem Mail-Ordner auf den zu blicken ich lange verdrängt hatte. Eine kurze E-Mail, formuliert mit Dreistigkeit und Respektlosigkeit, hübsch verpackt mit viel "Liebe, Herzlich und Beste Wünsche".
Eine Antwort auf zwei Briefe, an denen ich lange formuliert hatte. Die alles enthielten, was der Antwort mangelt - Respekt und Wertschätzung - und darüber hinaus eine Haltung, eine Selbstintegrität, die unabhängig von Empfänger und Antworten ist.
Was der Absender der E-Mail nicht wissen konnte ist, dass es die Version der "lieben Stella", an die sie sich richtet, längst nicht mehr gibt. Wohl aber eine beidseitig verbindliche Vereinbarung. Nein, nicht in Zement gegossen. Aber eben auch nicht beliebig.
Zum Zeitpunkt der "Zusammenarbeit" an dem Projekt, dessen Abschluss hier beiläufig verhindert werden soll, war ich in meinem beruflichen Umfeld hochfunktional und lieferte verlässlich die von mir erwartete Performance. Die Abhängigkeit von Anerkennung und Applaus im Außen versteckte ich, in dem ich sie mir erträglich trank. Eine liebe, berechenbare und beliebig austauschbare Mitarbeiterin, ein Rädchen im Wissenschaftsgetriebe, das gut geölt das tat, was verlangt wurde.
Die konkret Situation um die es hier geht, ist für das, was ich mit diesem Post zeige, nur "Platzhalter". Platzhalter für Umstände, denen wir aufgrund langjähriger Prägungen mehr Macht zubilligen, als uns. Wir stellen sie über Selbstfürsorge, über Selbstbewusstsein und über die Courage, Wege zu wählen, die zu dem führen, was wir tun, haben und sein wollen. Weil "man das doch nicht tut". Weil das verärgert. Weil es "nicht lieb" ist.
Und ja. Diese Wege zu gehen, bedeutet nicht zwangsläufig, dass sie "von Erfolg gekrönt sind". Sie sind anstrengend. Sie sind uneben. Weil da nicht viele Menschen lang gehen. Es ist leichter, mit einer Enttäuschung fertig zu werden, als für Glück zu sorgen. Nicht weil es "besser" ist, sondern weil wir es so gewohnt sind. Und Glück - noch dazu eines, für das wir selber sorgen - eben nicht.
Die ausgetretenen Wege, die ebenen, die führen zurück in Abhängigkeit, Sucht und Suche. Für die "liebe Stella" wäre diese E-Mail Bestätigung ihrer Selbstzweifel und Unsicherheit gewesen. Ein Wegweiser zurück. Ein Rückfall.
Die holprigen und unebenen Wege, die führen zurück zu DIR. Unerschütterliche Unabhängigkeit, Frei BLEIBEN, Unabhängig BLEIBEN von Abhängigkeit, Sucht und Suche, das ist nichts, was man sich verdienen, wonach man suchen, oder was man beweisen muss. Und deshalb kann es auch nicht durch Dreistigkeit und Respektlosigkeit in Frage gestellt werden. Die Stella, bei der die Antwort ankam, stellt sich nicht mehr Frage. Heute sind meine Lebensfreude und meine Selbstintegrität eine Haltung, die verlässlich vor Rückfällen schützt.
Die E-Mail? Die zeigt mir nicht meine Fehler und Schwächen, sondern lediglich den Versuch, mit bisher erfolgreichen, wenn auch nicht schönen, Methoden zu verhindern, dass ich weitergehe. Bei der lieben Stella hätte es geklappt ;-).
Und damit verabschieden wir uns von einem weiteren Szene-Mythos im Kontext Sucht und Abhängigkeit: "Jemand der einmal abhängig war, bleibt sein Leben lang darauf programmiert."
Wir überschreiben ihn:
Davon auszugehen - ganz selbstverständlich - dass Du für das sorgen darfst und kannst, was Du wirklich willst, das ist Dein Betriebszustand.
Ein Reset ist immer und überall möglich. Ja. Auch jetzt. Ja. Auch hier. Und wie beim Reset deines Computers ist dann nicht von 0 auf 100 alles da, was Du willst. Aber genauso wenig ist etwas verloren, was Du nicht aufgeben möchtest.
Du hast Backups.
Du installierst einfach Schritt für Schritt die Apps, die DU haben willst. Und zwar am besten in Ruhe und ohne Druck.
Du übernimmst, was Du behalten willst. Alles andere kommt in den Papierkorb.
Und die Moral von der Geschicht'? Zu spät, zu früh, zu wenig, zu viel, zu alt, zu jung: Das gibt es nicht.




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