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Wie aus Abstinenz echte Unabhängigkeit wurde

Mein Weg aus der Alkoholabhängigkeit in ein selbstbestimmtes Leben - Teil 2

 

In Teil 1 habe ich beschrieben, dass der Weg in die Alkoholabhängigkeit ein schleichender, subtiler und tückischer Prozess ist. Das trifft auf die meisten Formen von Abhängigkeit zu, aber: Alkohol ist die einzige Droge, bei der man sich nicht für ihren Konsum, sondern für die Freiheit davon, entschuldigt und rechtfertigt. Niemand wird hören „ach komm, ein Zigarettchen geht doch“. Niemand fände es normal, sich noch nach Jahren ohne Nikotinkonsum mit „Hallo ich bin Klaus, ich bin unvernebelter Raucher“ vorzustellen.

 

Alkohol als Kulturgut und die Fähigkeit zum kontrollierten Alkoholkonsum als normal zu betrachten, ist ein gesellschaftlich tief verankertes Muster. Bei mir sorgte es jahrzehntelang erfolgreich dafür, dass meine Versuche, mich aus der Abhängigkeit davon zu befreien, nicht funktionierten. Denn sie hatten das Ziel, MIT Alkohol „normal“ umgehen zu können.  Und wenn (mir!) das nicht möglich wäre, dann so zu verzichten, dass es nicht auffällt. Damit ich in eine Gesellschaft passe, die Entspannung und Feiern mit Alkoholkonsum untrennbar verbindet.

 

In Phasen ohne Alkoholkonsum habe ich mehr Zeit damit verbracht, Ausreden zu suchen, warum ich keinen Alkohol trinke, als mich zu mich zu fragen, warum es mir damit immer schlechter geht. Mein ganzes Leben lang bin ich Herausforderungen rational angegangen. Ich habe mich immer wieder selbst hinterfragt, aber die Frage nach dem „Warum“ eines gesellschaftlich konstruierten Musters habe ich nie gestellt.


Teil I meiner Geschichte endete mit meiner Erkenntnis „dass ich eben noch nicht alles versucht hatte“. Was ich noch nicht versucht hatte, war die Haltung, mich nicht „nur“ von Alkohol, sondern von meinem Bedürfnis nach Anerkennung im Außen unabhängig zu machen. Von MEINER Erwartung, erst an einen Punkt kommen zu müssen, wo alle mit dem, wie ich lebe, glücklich sind.

 

 Alkoholabhängigkeit kann mit einer klaren Entscheidung beendet werden. Und nur so.


Was ich noch nicht versucht hatte war, mir Entscheidungsfreiheit zu erlauben.

 

Mein Weg in das lebendige und suchtfreie Leben, das ich heute habe, begann zu einem Zeitpunkt, als ich zwar abstinent, aber noch nicht unabhängig war. Es begann mit der Entscheidung:

 

„Ich muss auf nichts warten, nichts abschließen, nichts heilen und nichts wieder gut machen, bevor ich selbstbestimmt und frei von Abhängigkeiten im Außen leben darf. Ich werde sofort damit beginnen“.

Und ich verstehe, dass dieser Satz banal klingen mag. Vor allem, wenn man gerade an einem Punkt seines Lebens steht, wo Angst und Resignation sich übermächtig anfühlen. Ich verstehe, wenn Du hier denkst „die hat leicht reden“. Und genau deshalb teile ich meine Geschichte mit Dir.

 

Ich habe diese Entscheidung an einem Punkt meines Lebens getroffen, als es alles andere als leicht war. Ich war „frisch abstinent“. Ich hatte keine Zeit für das, was „normalerweise“ für diese Phase empfohlen wird: Innenschau und behutsames Heilen und Rituale. Ich habe in dieser Zeit Abschied von dem Menschen genommen, um den sich ein Großteil meines bisherigen Lebens gedreht hatte. Ich habe ihn beim Sterben begleitet. Es war die schmerzhafteste und die dunkelste Zeit meines Leben.

 

Und der Weg heraus war nicht, danach erstmal meine Vergangenheit zu heilen. Das hatte ich über Jahrzehnte vergeblich immer wieder versucht. Hatte Rat und Hilfe bei Menschen gesucht, die das auch tun. Ich war bei den Anonymen Alkoholikern und in Online Selbsthilfegruppen gewesen, habe die Geschichte meiner Abhängigkeit hoch und runter erzählt und mir ähnliche Geschichten angehört und jedes Buch dazu gelesen, das der Markt hergab. Ich habe mich für mein Konsumverhalten geschämt und mir in meiner Abstinenz nicht getraut. Und weiter versucht, allen Ansprüchen meines bisherigen Lebens gerecht zu werden – nur eben ohne Alkohol.

 

Einiges davon hat durchaus auch funktioniert. Im Sinne von "geholfen eine Zeitlang nichts zu trinken". Nichts davon konnte mir Lebensfreude und unerschütterliches Vertrauen in meine Unabhängig von Alkohol schenken. Frei von Alkohol bleiben funktioniert nur in einem Leben, das den Fokus auf das aktive Erschaffen einer lebensfrohen Zukunft setzt.

 

Mein heute selbstbestimmtes Leben habe ich, weil ich aufgehört habe, alles wissen und verstehen zu wollen und angefangen habe, alles neu zu machen. Weil ich mir Menschen gesucht habe, die diesen Weg auch gegangen sind und daraus ein Leben erschaffen haben, wie ich es mir wünschte. Das hat mich unabhängig gemacht und weiter gebracht. Und das tut es immer noch. Denn das Allerschönste daran ist, dass das niemals aufhört.

 

Auch heute treffe ich auf Situationen die mich triggern. Auch heute begegnen mir Dinge und Menschen die mir Angst machen. Aber seit ich akzeptiert habe, dass Frei BLEIBEN von Alkohol andere Entscheidungen und eine andere Haltung braucht, als „künftig auf Alkohol zu verzichten“ bin ich nicht nur unabhängig von Alkohol, sondern auch von Umständen. Heißt: Nichts und niemand im Außen hat die Macht, das zu gefährden oder zu zerstören.

 

 Heute liebe ich Trigger – ja sie rütteln und sind nicht immer angenehm, aber jeder einzelne auf den ich hinsehe lässt mich weiter kommen und weiter gehen.

Heute setze ich die Maßstäbe und Messlatte, was in meinem Leben normal ist: Glück, Freude und Freiheit.

Heute wache ich mit Vorfreude und Energie auf und gehe mit einem Lächeln schlafen.

 

Keinen Alkohol mehr zu trinken ist nicht das Ende des Prozesses. Es die Basis für wirkliche Unabhängigkeit. Die Basis dafür, Dir zu erlauben, Deine Sehnsüchte, Deine Wünsche und Deine Lebensfreude i

n den Fokus zu stellen und nicht Erwartungen, Schubladen und Ansprüchen gerecht zu werden, die GAR NICHT DEINE sind.

 

Mein Weg zu dieser Erkenntnis hat mich zu einer Unabhängigkeitsexpertin gemacht, deren Leben kein Zeugnis dafür ist, dass man auch mit Alkoholismus überleben und ein trockenes und nüchternes Leben führen kann, sondern das Zeugnis für die Macht und Selbstermächtigung ist, die jedem von uns innewohnt.

Und zu einer Mentorin, die diesen Weg mit Dir gemeinsam gehen kann, bis dich die Frage „warum funktioniert es bei mir nicht“ nie wieder quält. Ich weiß, dass diese Wahl jedem offen steht und dass sie Ergebnisse bringt die jede Vorstellung sprengen. Ich stehe mit meine Geschichte und meinem Angebot dafür. Ich kann Dir zeigen, wie es gelingt.

 

ree

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