Vorsicht (Rück)fall(e): Wenn AlkoholUNabhängigkeit von äußeren Umständen abhängt
- Stella

- 13. Aug.
- 3 Min. Lesezeit
Es kommt mir vor, als sei es gestern gewesen. Und gleichzeitig, als ob es immer schon so war. Der 13. August 2023. Mein Einzugstag an einem Ort, von dem ich so lange geträumt hatte. Ich blicke durch meinen komplett verglasten Erker in grüne Bäume, wo sich gerade zwei Eichhörnchen tummeln.
Der Blick in die andere Richtung war nicht ganz so idyllisch, wenngleich hoffnungsvoll und vielversprechend. In einem großen hellen Zimmer warten die Umzugskartons darauf, ausgepackt zu werden. Und meine aufgeregten und glücklichen Kater mittendrin.
Wenige Wochen zuvor ein Bild, einerseits so ähnlich und anderseits könnte es nicht unterschiedlicher sein. Umzugskartons in einer kahlen, leeren Wohnung in der in jeder Ecke und jedem Winkel Angst und schmerzhafte Erinnerungen kleben. Selbst die Kater ziehen ihre Transportkiste, die sie sonst meiden wie die Pest, vor.

Ich bin in meinem Leben unzählige Male umgezogen. Als Kind immer mit Vorfreude und Neugierde. Als Erwachsene war es so manches Mal eine Flucht. Der Versuch, die Umstände, die mich immer wieder in Abhängigkeit und Sucht festhielten, hinter mir zu lassen.
Und Sie ahnen es wahrscheinlich schon: Es hat nie geklappt.
Sie kennen das?
😑 Der Umzug, mit dem Du so viele Kilometer wie nur irgend möglich zwischen Sie und die Menschen und Orte Ihrer Vergangenheit legst.
😑 Der neue Job, für den Sie im Vorstellungsgespräch die perfekte Performance geliefert haben, um ihn zu bekommen.
😑 Die neue Partnerschaft, für die Sie an Ihren „schlechten Gewohnheiten“ gearbeitet und sich soviel Mühe gegeben haben, liebenswert zu sein.
😑 Die neuen Rituale und Routinen, die Sie voller Disziplin durchziehen, um endlich Ihre Vergangenheit (ihre inneren Kinder, ihre Ahnen, ihre Traumata) aufzulösen und zu heilen.
… damit Sie DANN - vielleicht - endlich glücklich SEIN dürfen?
Ich kann das so gut verstehen. Und an all diesen Dingen ist nichts verwerflich, nichts dumm oder falsch. Sie bringen Ihnen aber keine Unabhängigkeit. Weil nichts und niemand die „bringen“ kann. Auch keine AlkoholUnabhängigkeit. Und das ist gut so. Denn SIE dürfen sich einfach dafür entscheiden und dafür sorgen. SIE selbst. Jederzeit. Überall.
… und DANN können Sie die Dinge und Menschen in ihr Leben lassen, die es noch schöner, noch weiter, noch freudiger machen.
So rum wird ein Schuh daraus.
Wie ich es schaffte "trocken" zu bleiben und Herausforderungen alkoholfrei zu meistern
Was mein heutiges Leben so unabhängig und wunder-voll gemacht hat, war nicht ein weiterer Umzug – auch wenn er einen langgehegten Traum erfüllt hat.
Es war auch nicht das Besiegen der Abhängigkeit von Alkohol oder der berufliche Neustart.
Es war meine Entscheidung:
alkoholfrei zu bleiben trotz Stress/Trauer/Krise
Trauer ohne Alkohol bewältigen
Angst ohne Alkohol aushalten
nicht auf bessere Zeiten zu warten
Dafür zu sorgen, dass mein Leben unabhängig von äußeren Umständen ist und alles rauszunehmen was MICH, was ich wirklich will und wer ich wirklich sein will, begrenzt, einschränkt, fremdbestimmt. Und dadurch offen und Erlaubnis zu sein, für die Dinge und Menschen, die mir gut tun.
Ja das war manchmal nicht leicht. Ja das hat auch mal wehgetan.
Nein, das war und ist nicht egoistisch. Es ist Selbstintegrität. Es ist eine liebevolle und nachsichtige Haltung sich selbst gegenüber.
Egoistisch ist, anderen Menschen die Verantwortung und die Schuld für Ihre Abhängigkeit zu geben.
Ich schließe mit Hilde Domins Satz, der diese Haltung, die Sie sofort und für immer aus Ihrer Dauerschleife herausholt, so wundervoll beschreibt: „Ich setzte den Fuß in die Luft und sie trug.“



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